Irene Lawford-Hinrichsen gestorben
Am 1. Mai 2017 verstarb Irene Lawford-Hinrichsen in London. Mit ihr verliert unsere Stiftung eine langjährige Wegbegleiterin und wichtige Zeitzeugin. Als Mitglied des Kuratoriums unterstützte sie unsere Arbeit über viele Jahre.
Irene Lawford-Hinrichsen wurde 1935 in Leipzig geboren. Die Hinrichsens waren weithin bekannte und geschätzte Musikverleger. Ihr Großvater Henri Hinrichsen war Inhaber und Leiter des weltberühmten Musikverlages C.F. Peters. Ihr Vater Max und dessen jüngere Brüder Walter sowie Hans-Joachim Hinrichsen waren Teilhaber und Mitarbeiter des Verlages. Obwohl bereits ihr Vater zum Christentum konvertierte und in erster Ehe mit der Katholikin Marie Louise von Siegroth und Slawikau verheiratet war, wurde die Familie aufgrund der nationalsozialistischen Rassegesetze verfolgt und floh deshalb im November 1937 nach London. Im Exil baute ihr Vater mit der Firma Hinrichsen Edition Ltd. und später mit der Edition Peters eine neue Existenz auf.
Ihr Großvater Henri verstand diesen Schritt seines Sohnes nicht. Offensichtlich verkannte er die Absicht der Nationalsozialisten, jüdisches Leben ausrotten zu wollen und entschied sich gegen die Emigration. Er zahlte für diese Entscheidung mit seinem Leben. Henri Hinrichsen wurde 1942 in Auschwitz ermordet.
Nach ihrem Schulabschluss 1951 und einer Lehrzeit bei verschiedenen Verlagen und Musikalienhandlungen in Frankreich, Österreich und Deutschland arbeitete Irene Lawford-Hinrichsen bis 1960 im Unternehmen ihres Vaters in London. 1969 war sie Mitbegründerin des Philatelic Music Circle; später dessen Präsidentin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Dr. Derek Lawford und den beiden Kindern lebte sie in der Nähe von London. Bis kurz vor ihrem Tode war sie als Musikschriftstellerin tätig.
1991 kehrte sie das erste Mal nach Leipzig zurück und hielt dort einen Vortrag über die Geschichte des Verlags C. F. Peters. Es folgten zahlreiche weitere Einladungen und Vorträge in ihrer Geburtsstadt. Im Jahr 2000 veröffentlichte Irene Lawford-Hinrichsen unter dem Titel „Music Publishing and Patronage. C. F. Peters: 1800 to the Holocaust“ ein Buch zur Geschichte ihrer Familie.